Bloggen ist eine Abenteuerreise. Alles Bloggen fängt damit an, daß man etwas hat, was man anderen zeigen, mit anderen teilen möchte. Viele Blogger haben davor bereits fleißig Blogs gelesen und gedacht: das möchte ich auch machen. Und dann haben sie einfach angefangen.
So ein Blog wächst und entwickelt sich im Laufe der Zeit und es gehört auch eine Portion Durchhaltevermögen dazu. Und viele Blogger machen die gleiche Erfahrung wie Autoren. Das Schreiben entwickelt sich weiter. Die ersten Posts möchte mancher verschämt löschen oder hofft, daß sie dann doch zugunsten der neuesten Ergüsse vergessen werden.
Der eigene Stil hat sich im Laufe hunderter Posts, Monate und Jahre des Bloggens herauskristallisiert, entwickelt, etabliert. Ein Prozess, der weitestgehend unbemerkt und auch unbewußt abläuft. Und dann fragt sich der eine Blogger, ob er überhaupt einen eigenen Stil hat, andere suchen noch und dritte fragen sich, wie man dem überhaupt auf die Spur kommen soll.
Eine typische Falle ist einfaches Kopieren des Stils, den man selber gut findet. Das rächt sich schnell, weil bloßes Abkupfern auf den Leser seltsam leer wirkt. Individuelle Merkmale des Bloggers werden vom Leser nicht erkannt, weil sie nicht da sind. Und das hinterläßt dann einen schalen Geschmack. Kopieren ist Blog-Botox. Der Blog ist in seiner Präsentation beliebig, austauschbar, inhaltsleere Fassade ohne Persönlichkeit.
Formale Satzstrukturen, häufig verwendete Wörter, rhetorische Stilmittel sind Zutaten, aus denen das individuelle Profil zusammen gerührt wird.
Dein Blog als Marke
Den Blog als Marke zu betrachten, führt zur nächsten Ebene. Unabhängig davon, ob er nun rein privat oder als Business daher kommt, verlangt er nach dem USP (Unique Selling Position), dem Alleinstellungsmerkmal. Was ist die persönliche Note, was unterscheidet diesen Blog von tausend anderen Blogs. Warum soll der Leser ausgerechnet hier lesen? Die Antwort lautet, weil der Blog dem Leser etwas bietet, was er woanders nicht bekommt. Das kann sein: Informationen, Unterhaltung, Motivation, Inspiration, Austausch/Kontakt.
Stichwort: Blog-Inzest. Irgendjemand entdeckt die total coole Häkeldecke in Neonfarben und schwupps, hat jeder dritte Blog Häkeldecken, Neonfarben oder etwas artverwandtes auf dem Blog. Oder ein Rezept für die Kiwi-Sahnetorte mit Wodka. Leser sind anspruchsvoll und verwöhnt. Eine neue Idee ist toll, wenn aber der siebzehnte Klodeckel mit Streublümchenmuster angepriesen wird, kommt der gelangweilte und übersättigte Leser so schnell nicht wieder. Geht ein Blog mangels Individualität in der Masse unter, wird knallhart selektiert. Persönlichkeit gewinnt.
Die gute Nachricht: was in der Evolution funktioniert, klappt auch beim Bloggen. Populationsnischen entdecken. Diese Überlebensstrategie ist einfach, aber nicht leicht.
Denn dazu muß man erst einmal herausfinden, wo die eigene Nische sein könnte, was man selber besonders gut kann, was bei einem selber anders ist, als bei den anderen. Und das ist exakt der Weg, um das Alleinstellungsmerkmal zu bestimmen. Können wir dies benennen und dann im Blog durch unseren eigenen Stil umsetzen, dann können wir Leser aufmerksam machen, für unser Blog interessieren und auch als Leser halten. Denn dann haben wir etwas gefunden, was der Leser eben nur bei uns findet.
Beginnen wir mit einer Bestandsaufnahme.
Wenn ich erst mit dem Bloggen anfangen möchte, ist dies natürlich auch die erste Frage: Worüber will/kann ich bloggen? Blogge ich bereits, wird die Frage umgestellt: Was sind meine Themen?
Im zweiten Schritt schaue ich mir meine Posts an. Was ist bei allen gleich, was verbindet sie? Was fällt auf, was fällt unter Umständen auch total aus der Reihe? Was gefällt mir noch nicht, wo sehe ich Potential, an dem ich noch arbeiten will. Gibt es Projekte, an die ich mich noch nicht heran getraut habe – und wenn ja, warum?
Im dritten Schritt richten wir den Blick nach außen: Welche Blogs gefallen mir, haben mich motiviert, selber zu bloggen. Was gefällt mir an diesen Blogs, was finde ich interessant, sympathisch, inspirierend. Was gefällt mir vielleicht auch nicht oder nicht mehr?
Ich gehe davon aus, daß Du jetzt mehrere Listen mit Antworten hast. In diesem Schritt vergleichst Du deine Listen. Was gefällt mir bei anderen, was davon taucht auch bei mir auf. Inwieweit unterscheidet sich mein Blog von meinen Vorbildern, was ist bei mir anders.
Ich denke, eine kleine Pause wäre nicht schlecht, es wird Zeit, ein bißchen Spaß zu haben! Und dazu gibt es ein paar Mit-Mach-Links. Das Grundprinzip dahinter ist folgendes: Du nimmst einen oder auch mehrere Deiner Blogtexte (nacheinander) und fügst sie mit Copy&Paste ein. Vielleicht ist es auch interessant, Deine Workshop-Texte mit alten Posts zu vergleichen, was meinst Du?!
Auf stilversprechend wird mittels einer Analyse der Satz- und Wortlängen sowie Kommata, Textlänge und Füllwörter (na, klingelt das was?) ein Fleschwert generiert, der eine grobe Übersicht gibt, wie banal oder komplex der Text strukturiert ist. Dieser Fleschwert kann durchaus eine Denkanregung sein, um seinen Text nötigenfalls noch einmal zu überarbeiten und seine Schreibe zu hinterfragen! Wie immer: die Mitte macht’s.
Lesbarkeits-Analyse Link: http://www.it-agile.de/stil/index.html
Ein ganz besonderer Spaß ist der folgende Link über die FAZ. Du gibst wieder Deinen Text ein und das Programm sagt Dir, wem der Stil ähnelt. Ich hatte von Charlotte Roche bis Goethe schon alles!
Ich schreibe wie – Link: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/ich-schreibe-wie/stiltest-ich-schreibe-wie-11480570.html
Gewollt provokant kommt das Blablameter daher und schert uns Texter alle über einen Kamm (na, danke schön!) Hier wieder eine recht schonungslose Analyse, wie viel Bla im Text versteckt ist.
Blablameter-Link: http://www.blablameter.de/
Es geht weiter.
Den eigenen Stil finden. Dazu braucht man überhaupt erst einmal eigenes Material, mit dem man sich auseinandersetzen kann. Als Bloganfänger bedeutet das, einfach mal fünf bis zehn Posts zu schreiben, ohne sie zu veröffentlichen. Also, mutig und unverdrossen ein paar Übungtexte schreiben, liegen lassen und dann, ein paar Tage später, neu lesen und auch – laut lesen! Eine gute Möglichkeit, einen Blick für den eigenen Stil zu bekommen, die wir sogar schon kennen.
- Die eigenen Texte laut lesen. Denn dann erst offenbart sich die Sprachmelodie. Nimm Deine Posts und lies sie laut. Unterteile sie in Texte, von denen Du begeistert bist, Texte, die Du „so naja“ fandest und welche, die Du am liebsten löschen würdest. Lies sie laut und vergleiche die Unterschiede, die Du gehört hast. Du könntest sie auch zum Beispiel auf ein Diktiergerät oder Sprachmemo sprechen und ganz aktiv zu- und anhören. Ich schreibe übrigens bewußt sprechen und nicht diktieren! Und dann nimmst Du Beiträge Deiner Vorbilder, also von Blogs, die Du gut findest und liest auch die laut!
Deine Aufgabe zu diesem Kapitel: Beantworte die Fragen und erstelle Listen zu den Punkten 1-4. Probiere die Links aus. Lies verschiedene eigene und fremde Blogposts laut (Punkt 5). Schreibe anschließend einen Beitrag zu dem, was Du herausgefunden hast.
Viel Spaß und spannende Erkenntnisse!!
- Duden: Das Synonymwörterbuch: Ein Wörterbuch sinnverwandter Wörter: Band 8. Bibliographisches Institut, Mannheim; Auflage: 5., vollständig überarbeitete Auflage. (15. September 2010)
- Dornseiff, Franz: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. Walter de Gruyter. Auflage: 8, völlig neu bearb. A. (4. März 2004)
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